Borderline-Persönlichkeitsstörung

  1.  Borderline-Persönlichkeitsstörung
  2. Diagnose und Therapie
  3. Entstehung nach M. Linehan und M. Bohus
  4. Entstehung nach Daniel N. Stern
  5. Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung
  6. Borderline-Eltern
  7. Neurobiologische Erklärung
  8. Literatur

4. Entstehung der Borderline-Störung in der Identitätsentwicklung nach Daniel N. Stern     

 Nach dem Konzept des Entwicklungsforscher Daniel N. Stern liegen weitere Ursachen der Borderline-Störung in der Identitätsentwicklung. Um Identität herzustellen, müssen der Säugling und das Kind immer wieder aktive seelische Leistungen vollbringen.

Stern beschreibt die Entwicklung der Selbstempfindungen in verschiedenen Phasen: Das Gefühl des auftauchenden Selbst von der Geburt bis zum zweiten Lebensmonat, die Entwicklung des Kern-Selbst im zweiten bis zum siebten Lebensmonat, das Gefühl des subjektiven Selbst (7. bis 9. Lebensmonat) und das Gefühl des sprachlichen Selbst (18. Lebensmonat) und schließlich die Identitätsentwicklung bis ins Jugendalter. Kommt es in den verschiedenen Phasen der Identitätsentwicklung zu gravierenden Störungen und Unsicherheiten, wird die Entwicklung nachhaltig beeinflusst Hier können die Wurzeln für das Entstehen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung liegen.

Besonders während der Entwicklung des Kernselbsts spielt das Erleben von bindungsrelevanter Sicherheit und von feinfühligem Elternverhalten eine wesentliche Rolle, weil in dieser Entwicklungsphase ein integriertes Selbstgefühl, das Gefühl, sich von anderen zu unterscheiden, herausgebildet wird. Dabei ist wichtig, dass Bezugspersonen Verhalten zurück spiegeln und Kontinuität gewährleisten. Ebenso wichtig ist es, zu erfahren, dass andere von der eigenen Person unabhängige Personen sind. Wenn es dagegen zu negativen Beziehungserfahrungen kommt, z.B. dem Verhindern von Erfahrungen der Selbstwirksamkeit, dem Nicht- Respektieren von kindlichen Grenzen und Abgrenzungswünschen oder zu Erfahrungen der Unzuverlässigkeit sowie Unberechenbarkeit, kann dies negative Folgen haben und im weiteren Verlauf eine Entstehung der Borderline-Störung begünstigen.

Durch die moderne Säuglingsforschung sowie bindungstheoretische Ergebnisse kann man davon ausgehen, dass die Herausbildung der Borderline-Störung ab dem fünften bis sechsten Lebensjahr beginnt und Regulationsstörungen ab dem achten bis zehnten Lebensjahr festgestellt werden können.

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