Kritische Anmerkung zu Heilpraktikern für Psychotherapie
18.10.2022
Wer einen Psychotherapieplatz sucht, muss meist lange Wartezeiten in
Kauf nehmen. In dieser Notsituation entscheiden sich manche
Patienten, einen Heilpraktiker für Psychotherapie aufzusuchen.
Die Berufsbezeichnung "Psychotherapeut" ist zwar in Deutschland
geschützt, der Begriff "Psychotherapie" ist es aber nicht. Deshalb
dürfen "Heilpraktiker für Psychotherapie" ihre Dienste anbieten.
Die in der Heilpraxis angewandten Methoden sind jedoch
wissenschaftlich nicht evident. Das heißt, es fehlen
wissenschaftliche Nachweise für einen Heilungserfolg. Da gibt es
etwa "esoterische Energiebehandlungen", oder es werden "energetische
Heildecken" zum Kauf angeboten. Die Behandlungsweisen der
Heilpraktiker für Psychotherapie sind eventuell nicht nur
wirkungslos, sie können Patienten im schlimmeren Fall auch schaden,
wenn diese
etwa unter akuten Angststörungen leiden oder sie bei
grenzüberschreitenden Methoden (re-)traumatisiert werden.
Die fachliche Befähigung von Heilpraktikern ist fragwürdig. Es fehlt
an einer einheitlichen Ausbildung nach verlässlichen Standards. Wer
als Heilpraktiker für Psychotherapie arbeiten will, muss lediglich
den so genannten "kleinen Heilpraktikerschein" besitzen. Um ihn zu
erhalten, muss man mindestens 25 Jahre alt sein und ein
polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Eine Eignungsprüfung durch
das Gesundheitsamt gibt es auch: Schriftlich müssen 21 von 28
Multiple-Choice-Fragen richtig beantwortet werden. Eine 30-minütige
mündliche Prüfung schließt sich an. Heilpraktikerschulen bereiten
auf diese Prüfung in Intensivkursen vor.
Vor kurzem hat die ARD einen Beitrag zu diesem Thema ausgestrahlt:
Undercover: Psycho-Pfusch. So gefährlich sind Heilpraktiker. SWR /
Vollbild
ARD Mediathek:
https://www.ardmediathek.de/video/vollbild-recherchen-die-mehr-zeigen/psycho-pfusch-undercover-so-gefaehrlich-sind-heilpraktiker/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE3MjY4MjA
Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=8weqtQoe1zY