Dissoziative Störungen

  1. Was sind dissoziative Zustände?
  2. Neueste Ansätze: Somatische Beschwerden als dissoziative Störung?
  3. Behandlung von dissoziativen Störungen
  4. Literatur

3. Behandlung von dissoziativen Störungen  

Zuerst ist für ausreichende emotionale Stabilität zu sorgen. Viele Betroffene haben nie gelernt, Grenzen zu ziehen und, was für andere Menschen selbstverständlich ist, für ausreichende Sicherheit zu sorgen, insbesondere in Beziehungen. Unter Sicherheit verstehe ich u.a. Respekt und uneingeschränkte Akzeptanz der eigenen Person einschließlich der eigenen Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse: ein entspanntes Miteinander und Gleichberechtigtsein. Dominanz, Druck, Manipulation und Beeinflussung sind zu vermeiden. Deshalb muss auch immer das gegenwärtige soziale Beziehungsgefüge des Patienten kritisch betrachtet und ggf. aktuell existierende verunsichernde "Täter"-Beziehungen beendet werden.

Im Verlauf der Therapie muss der Therapeut Dissoziationen während der Therapiesitzungen frühzeitig erkennen und stoppen. Der Patient lernt in der Therapie alternative Verhaltensweisen, um Distanz zu dissoziativen Zuständen zu bekommen. In der nächsten Therapiephase werden mögliche Traumata explizit bearbeitet. Es können verschiedene Verfahren eingesetzt werden, wie Konfrontation, kognitive Restrukturierung, therapeutische Gespräche, Hypnose, psychodynamische Fokaltherapie oder Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR). Ziel ist die Reintegration der abgespaltenen (dissoziierten) Erfahrungen.

Ziel der Therapie ist es, dass der Betroffene die Angst vor seinen Erinnerungen verliert, seine Erinnerungen ausspricht und Zugang zu verdrängten Erfahrungen gewinnt. Indem die Erinnerungen verbalisiert werden, gewinnt der Patient Struktur, Kontrolle und Distanz. Das traumatische Geschehen wird weniger bedrohlich, weil es sich benennen und damit ordnen lässt und der Patient kann sein Abwehr- und Vermeidungsverhalten allmählich aufgeben und alternative Bewältigungsstrategien erlernen.

Die aktuellen psychotherapeutischen Behandlungskonzepte ähneln in vieler Hinsicht einer psychologischen Psychotherapie bei posttraumatischer Belastungsstörung sowie der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Panikstörungen und Phobien. Vergleichsstudien zeigen, dass Psychotherapien wirksamer als Pharmakotherapien sind. Besonders bewährt haben sich Expositionsansätze und kognitiv-narrative Umstrukturierung.

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